Wurfschatten

EFlyer Veranstaltung Wurfschatten am 3.3.23

Manchmal, wenn man, vielleicht etwas sentimental gestimmt, auf seine Jugend zurückblickt, kann es sein, dass diese als eine Art Highlight des eigenen Lebens erscheint. Aber meistens nur im ersten Moment.  Blickt man länger, erkennt man, dass diese Zeit eher geprägt war von einer Mischung, die man durchaus als Himmels- und Höllenritt bezeichnen könnte. Als emotionalen Waschmaschinengang durch die Jahre zwischen 18 und 30, hin- und hergeschleudert von Kräften, die man nicht oder nur schwer einordnen kann.

So, scheint es, ergeht es auch der Heldin in Simone Lapperts Roman Wurfschatten, die zwischen Chaos, Selbsterhaltungstrieb und Geldknappheit hin- und her geschleudert wird. Vielleicht auch immer wieder aktiv das Schleuderprogramm drückt. Ein wunderbarer, tiefgründiger und humorvoller Text über ein jugendliches Leben.

Die junge Solothurner Schauspielerin Thea Burkhardt liest aus diesem Roman und beschliesst damit die Lesereise 2022/23 zum Thema „Nachbarschaft“. Musikalisch begleitet wird sie dabei von dem Gitarristen Dimitri Howald aus Bern.

EFLYER

TRAILER

PROGRAMMZETTEL

«(…)Siehst du, es schlägt noch. Ada löst die Fingerkuppen von ihrer Halsschlagader und liess die Hand sinken, nicht zu weit, nur bis zum Schlüsselbein. Sie starrte durch das staubige Fenster auf die Strasse. Die blasse Februarsonne spielte den Passanten auf dem Bordstein ihre Schatten zu, synchron und massstabgerecht, jedem sein Quentchen Schablonenschwarz. Alles, wie es sich gehörte, zumindest draussen, selbst die fetten Tauben schleppten ihre kleinen Schatten durch den Rinnstein, in dem der letzte Schnee versickerte(…)»

Mit viel Humor schildert Simone Lappert in ihrem Erstlingsroman «Wurfschatten» das Leben von Ada, einer begabten jungen Schauspielerin, deren Leben von Ängsten beherrscht wird. So sehr, dass sie nur noch mit aufwendigen Ritualen zur Ruhe kommt und sich kaum mehr aus ihrer Wohnung traut. Weil sie die Miete seit Monaten schuldig bleibt, setzt der Vermieter ihr seinen Enkel Juri als Mitbewohner vor die Nase. Für Ada ist der junge Mann eine Zumutung, eine Invasion – oder vielleicht doch das Beste, was ihr passieren kann?

Sie ist gerade mal 25 Jahre alt, aber sie hat nicht mehr lange zu leben, davon ist sie fest überzeugt. Nicht nur in ihren Träumen stirbt sie jede Nacht aufs Neue, auch tagsüber beherrscht sie diese Todesangst. Immer seltener verlässt sie ihre Wohnung – Freundschaften zerbrechen, ihre Karriere als Schauspielerin ist gefährdet. Um sie zu bändigen, unterhält sie ein Therapiezimmer. Dort bewahrt sie alle Ihre Ängste auf: von A wie Atomtod bis zu Z wie Zyste. Diese fragile Konstruktion gerät ins Wanken, als Adas Vermieter, der schon seit Monaten auf sein Geld warten muss, sie nicht wie angedroht vor die Tür, sondern ihr stattdessen einen Untermieter in die Wohnung setzt: seinen Enkel Juri.

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Simone Lappert

wurde in Aarau in der Schweiz geboren, studierte am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel und lebt als freie Autorin in Zürich und Basel. Mit ihrem Debütroman Wurfschatten (Metrolit 2014) stand sie auf der Shortlist des „aspekte“- Preises. 2019 erschien der Roman Der Sprung (Diogenes 2019), der für den Schweizer Buchpreis nominiert war.

Sie ist Präsidentin des Internationalen Lyrikfestivals Basel, Jurymitglied des Basler Lyrikpreises, Mitbegründerin der transdisziplinären Gesprächsreihe Raum für Unsicherheit, war Schweizer Kuratorin für das Lyrikprojekt Babelsprech.International und ist Mitglied des AdS (Verband Autor*innen der Schweiz). Sie gibt Prosa- und Lyrikworkshops für Jugendliche und Erwachsene, zuletzt in den Literaturhäusern Lenzburg und Basel, sowie beim Radio SRF.

Simone Lappert ist literarisch und performativ an diversen Kunstprojekten beteiligt, führt literarisch durch Ausstellungen. 2019 war sie Writer in Residence in Krems an der Donau. Webside

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