Die Welt von gestern

Jens Wachholz liest aus Die Welt von gestern von Stefan Zweig. Begleitet wird er von der Cellistin Barbara Gasser

Mit diesem autobiografischen Text, den Stefan Zweig während seiner Emmigration verfasst hat, nach dem Anschluss Österreichs 1938 an das deutsche Reich, eröffnet die Lesereise am 1. November 2024 um 19 Uhr die  Saison 2024/25 im Theater Delly.

Die Lesung fokussiert sich auf die letzten drei Kapitel, die von den politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der Zwanziger- und Dreissigerjahre des letzten Jahrhunderts, des Anschluss von Österreich an das Deutsche Reich 1938 und die Bedingungen der Emigration handeln.

«Am Tage, da ich meinen Pass verlor, entdeckte ich mit achtundfünfzig Jahren, dass man mit seiner Heimat mehr verliert als einen Fleck umgrenzter Erde.»

«Ich schreibe sie [meine Erinnerungen] in der Fremde und ohne den mindesten Gedächtnisbehelf. Kein Exemplar meiner Bücher, keine Aufzeichnungen, keine Freundesbriefe sind mir in meinem Hotelzimmer zur Hand. Nirgends kann ich mir Auskunft holen, denn in der ganzen Welt ist die Post von Land zu Land abgerissen oder durch die Zensur gehemmt. Wir leben jeder so abgesondert wie vor hunderten Jahren, ehe Dampfschiff und Bahn und Flugzeug und Post erfunden waren. Von all meiner Vergangenheit habe ich also nichts mit mir, als was ich hinter der Stirne trage.Alles andere ist für mich in diesem Augenblick unerreichbar und verloren.»

«Die Welt von gestern» von Stefan Zweig ist eine autobiografische Erzählung, die das Leben des Autors und seine Beobachtungen über die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und den folgenden Jahren bis zum Aufstieg des Nationalsozialismus in Europa beleuchtet. Zweig beschreibt die Gesellschaft, die Kultur und die Politik des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts aus seiner persönlichen Perspektive heraus. Beginnend bei seiner Kindheit in Wien, die prägende Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und schliesslich der Zusammenbruch der alten Ordnung.

Die Lesung konzentriert sich auf die letzten drei Kapitel, welche von der Zeit nach dem ersten Weltkrieg und den politischen Ereignissen handeln, die schliesslich zum Aufstieg des Nationalsozialismus und zu seinem eigenen Exil führten. Der Autor schildert seine persönlichen Erfahrungen als jüdischer Intellektueller in einer immer feindseligeren Umgebung. Das Buch ist eine eindringliche Abhandlung über den Verlust einer vergangenen Welt und die Suche nach Hoffnung in einer von Kriegen und Ideologien geprägten Zeit.

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Stefan Zweig

Stefan Zweig war ein renommierter österreichischer Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, faszinierte Leser weltweit mit seinem einfühlsamen Schreiben und seiner tiefgründigen Analyse menschlicher Erfahrungen. Geboren 1881 in Wien, erlebte Zweig eine Zeit des kulturellen Umbruchs und politischer Instabilität in Europa. Seine Werke spiegeln oft die Turbulenzen und Hoffnungen dieser Zeit wider.

Zweigs Schaffen umfasst eine Vielzahl von literarischen Genres, darunter Romane, Erzählungen, Essays und Biografien. Besonders bekannt ist er für seine psychologisch nuancierten Charaktere und seine Fähigkeit, komplexe emotionale Zustände darzustellen. Sein Werk „Die Schachnovelle“ (1941) ist ein Meisterwerk der psychologischen Literatur und zeigt sein Talent, menschliche Abgründe zu erforschen.

Trotz seines literarischen Erfolgs war Zweigs Leben von persönlichen und politischen Tragödien geprägt. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten zwang ihn zur Flucht aus seiner Heimat Österreich. Er verbrachte seine letzten Jahre im Exil, reiste von Land zu Land, auf der Suche nach einem Ort der Sicherheit und des Friedens.

Am 22. Februar 1942 nahm sich Stefan Zweig gemeinsam mit seiner Frau Lotte in Petropolis, Brasilien das Leben. In seinem Nachlaß fanden sich auch seine Erinnerungen eines Europäers, die voll Nostalgie und Trauer «Die Welt von Gestern» beschwören.

 

 

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