Nun ist es Nacht

Silvia Jost und die Geigerin Franziska Huber gestalten einen musikalischen-lyrischen Abend mit Gedichten und ausgewählter Prosa der Solothurner Lyrikerin Olga Brand unter dem Titel Nun ist es Nacht.
Bevor sie mit diesem aussergewöhnlichen Abend im Februar im Theater Delly auftreten, sind sie am Donnerstag, 7. Dezember 2023 um 19.30 Uhr zu Gast im Theater Literatur&Bühne Olten
Der verkaufte Garten
«Nun ist es Nacht,
nun ist es völlig Nacht.
Es braucht kein Mond,
es braucht kein Stern
zu scheinen.
Ich brauche nicht mehr
heiter auszusehn,
ich bin allein
und darf ins Kissen weinen.
Sie nahmen Blume mir
um Blume fort
und haben Stein um Stein
darauf geschichtet.
Und mit den Blumen
bin ich selbst verdorrt,
mit Wurzeln ausgerissen
und verdorrt.
Wie‘s weitergeht?
Es lebt sich ohne Blüte.
Doch rundet nichts
sich ohne sie zur Frucht.
Mir ist, als ob der Winter
sich verfrühte,
und alles Wild sei sterbend
auf der Flucht.
«Nun ist es Nacht» ist eine Hommage, eine Art literarisch-musikalischer Rundgang durch das Werk von Olga Brand, dieser einst in Solothurn beheimateten Dichterin. Olga Brands Gedichte sind oft lyrische Gemälde. Natur-, Landschafts- und Wetterwahrnehmungen werden verdichtet, werden zu Gedichten, zu literarischen Kleinoden.
Silvia Jost und Franziska Huber werden diesem Schaffen Stimme und Klang geben, sie gewähren einen Einblick in die ganz eigene Welt dieser Dichterin, die allem, was Natur war in ihrer Umgebung Ausdruck gab. Ausgewählte Prosatexte ergänzen die Gedichte aus vier Jahrzehnten literarischem Arbeiten.
Dieser Abend reiht sich ein in eine seit mehreren Jahren dauernde Bemühung verschiedener Kreise, Olga Brands Werk wieder einer breiteren Öffentlichkeit näher zu bringen.

Olga Brand
*14.8.1905 in Argentinien, als erstes von drei Kindern des Schweizer Ehepaars Robert und Hermine Brand-Zingrich. Bei Kriegsausbruch im Jahr 1914 kehrte die Familie in die Schweiz zurück und liess sich in Solothurn nieder. Olga Brand besuchte die Primarschule in Solothurn. Anschliessend bildete sie sich am Seminar der Schwestern vom heiligen Kreuz in Menzingen ZG zur Lehrerin aus. Das 1928 erworbene Lehrpatent für Primar- und Sekundarschule ermöglichte ihr die Zulassung zu einer Universität. In Besançon, Zürich und Münster studierte Brand Germanistik, Französisch und Geschichte. 1932 schloss sie das Studium mit einer Dissertation über Hugo von Hofmannsthal ab.
Nach einem Versuch als Kulturjournalistin bei der Zeitung «Der Bund» absolvierte sie 1936 die solothurnische Bezirkslehrerprüfung, die zum Unterricht an der Sekundarstufe I qualifizierte. Eine feste Anstellung als Lehrerin erhielt sie nicht. Sie arbeitete deshalb als Stellvertreterin an den verschiedensten Schulen. Daneben schrieb sie Gedichte und arbeitete journalistisch.
Olga Brands Leben als jüngere Frau war geprägt von Impulsivität und Verträumtheit, Egozentrik, einem kompromisslos entgrenzend-romantischen Stil. Finanzielle Sorgen, immer neues Liebesleid, die Diskrepanz zwischen einer romantischen Weltsicht und der Notwendigkeit, in einer nichtromantischen Welt bestehen zu müssen, setzten ihr zunehmend zu.
Zurückgezogen, unterstützt von ein paar Freunden, lebte sie in den letzten Jahren in einer kleinen Wohnung in Solothurn. Zwei Aufenthalte in der psychiatrischen Klinik Rosegg, 1971, wirkten traumatisch. Sie starb am 14. Juli 1973.
Quelle: wikipedia




